Dienstag, 4. März 2014

Leben und Tod - Teil 2

Da es aktuell liebe Menschen gibt, die Trost und Mitgefühl brauchen, möchte ich Ihnen diesen Abschnitt aus dem jüdischen Gebetbuch nahe bringen. Ich empfinde diese Worte als sehr tröstlich und wahr.

Aus den Toren des Gebets Reformiertes jüdisches Gebetbuch


Beim Aufgang der Sonne
und bei ihrem Untergang
erinnern wir uns an sie;


Beim Wehen des Windes
und in der Kälte des Winters
erinnern wir uns an sie;


Beim Öffnen der Knospen
und in der Wärme des Sommers
erinnern wir uns an sie;


Beim Rauschen der Blätter
und in der Schönheit des Herbstes
erinnern wir uns an sie;


Zu Beginn des Jahres und wenn es zu Ende geht,
erinnern wir uns an sie;


Wenn wir müde sind
und Kraft brauchen,
erinnern wir uns an sie;


Wenn wir verloren sind
und krank in unserem Herzen
erinnern wir uns an sie;


Wenn wir Freude erleben,
die wir so gern teilen würden
erinnern wir uns an sie;


So lange wir leben,
werden sie auch leben,
denn sie sind nun ein Teil von uns,
wenn wir uns an sie erinnern.


Falls Sie sich noch erinnern, in einem meiner Beiträge erwähnte ich, dass mein Vater starb als ich 20 Jahre war. Das war schon krass. Damals schrieb ich eifrig Tagebuch. Aber es gibt eine große Lücke. Mein Leben ging weiter, allerdings in eine völlig andere Richtung als ursprünglich vorgesehen. Meine Laufbahn als Lehrerin habe ich nicht begonnen. Ich hatte irgendwie keine Kraft. Mathe die dritte Nachprüfung - oh jeh - da kam mir meine Stimme zu Hilfe und der Arzt, der damals (1981) die Stimmbefähigung einschätzen sollte. Einmal dumm gestellt -"Ich kann aber nicht laut schreien." reichte aus. :-) Meine Exmatrikulation wegen stimmlicher Unfähigkeit wurde genehmigt, denn Fachberater ohne selbst unterrichtet zu haben, war kein Thema für mich und Mathe die Dritte sowieso nicht. Ehre gerettet. Aber was nun? Kein Berufsabschluss war in der DDR auch nicht so toll.

Da ich unbedingt in Potsdam bleiben wollte, suchte ich mir einen Job in Potsdam und einen Freund, bei dem ich wohnen konnte. Hier in Potsdam eine Wohnung zu bekommen, war damals ohne Mann und Kind wie ein Hauptgewinn im Lotto. 

Mein Leben nahm seinen Lauf. Das Leben geht immer weiter. Es liebte mich schon immer und ich liebe es. Ich bewarb mich beim Meteorologischen Dienst. Dort stellten sie mich als Wetterdienst-fernmelderin - Ja so hieß das damals - ein. Ich riss Streifen ab mit Wettermeldungen. Davon träumte ich so manche Nacht. Aber auch das ging vorüber.

Ich arbeitete in Schichten und hatte dabei jede Menge Spaß und sehr nette Kolleginnen und Kollegen. Außerdem verdiente ich richtig gut für damalige Verhältnisse. Leider hielt ich überhaupt nichts vom Sparen, so dass ich jeden Monat mein ganzes Geld ausgab. Keine Ahnung wie, aber es hat immer geklappt. Einen ersten Beruf habe ich ebenfalls erlernt.  Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Zum Schluss sei noch angemerkt, egal was passiert und wie groß in diesem Moment der Verlust erscheint, das Leben geht immer weiter. Wir alle haben hier eine Aufgabe - das ist zumindest meine Überzeugung. Deshalb ist jeder Mensch wichtig und wertvoll. Trauer soll unbedingt gelebt werden. Das kann eine ganze Weile in Anspruch nehmen. Aber nach einer angemessenen Zeit sollte wieder das Leben im Vordergrund stehen, was nicht bedeutet, dass ich die Toten vergesse.

Nun noch einige Frühlingsboten im Grunewald fotografiert.


Ich wünsche allen geschätzten Leserinnen und Lesern einen schönen Abend 
und stets ein freundliches Lächeln im Gesicht.

Ihre Runa Buch-Möbius








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