Dienstag, 28. Januar 2014

Leben im Wandel der Zeit

Ich habe etwas verpasst - plötzlich sind die Kinder erwachsen

Was T. geschrieben hat, möchte ich nicht weiter kommentieren. Es ist ihre Sicht zu der Seite "Vom Leben"

Nur soviel dazu: Als sie meinen Post las, fing sie an zu weinen. Das war nicht mein Ziel, so wie es nicht ihr Ziel war uns zu verletzen. 
Ich finde prima, dass wir dank des Schreibens wieder besser über unsere Gefühle Bescheid wissen.

Fazit: Wenn reden nicht funktioniert, schreiben Sie doch mal wieder. Es braucht ja nicht so öffentlich zu sein wie hier. Wir wollen aber ein lebendes Beispiel geben. Schämen Sie sich nicht. Kinder zum Erwachsensein begleiten, ist eine der wichtigsten und verantwortungsvollsten Herausforderungen in unserem Leben. Es ist aber auch die schwierigste Aufgabe, der sich Eltern stellen sollten. Darauf sind wir nicht so richtig vorbereitet. Trotzdem ist es wundervoll, dass ich Kinder habe. Sooooo schön- bis auf endliche Ausnahmen :-))



Wie sich eine junge manchmal Erwachsene fühlt, ist hier sehr eindrucksvoll geschildert.

Meine Sicht zu den Geschehen

Manchmal, da ist das Leben ein Wandel. Als ich 18 wurde, wurde mir klar, dass ich die Welt in der ich zu der Zeit lebte, nicht mehr ertrug.
Es war nicht so, dass meine Eltern nicht gut gewesen sind. Nein. Sie waren zu gut. Sie hatten solche Angst um mich, dass sie einen Käfig um mich gebaut hatten, aus Regeln und Misstrauen. Ich nannte mein Zimmer immer den Turm. Wie die Prinzessin, die sehnsüchtig auf ihren Helden wartet, der sie befreit. Doch dieser Held kam nicht.

Meine Eltern, meine leiblichen Eltern, sie waren schon immer getrennt. Bis zu meinem zweiten Lebensjahr hatten sie ihre Liebe ausgehalten und sich dann getrennt. Den Krieg trugen sie über mich aus und um so älter ich wurde, um so mehr zerriss mich das Spiel in zwei Welten.

Meine Mutter wollte immer das Beste und wollte, dass ich großartig werde. Sie hielt die Zügel immer straff und lies mich kaum aus den Augen. Mein Vater hingegen gab mir die Flügel in den Wind mich zu schlagen und zu wehen wohin ich will.

Irgendwann zerriss es mich so sehr, dass ich beschloss zu gehen. Ich fühlte mich einsam, nirgends daheim und ich dachte immer, sie trauen mir nicht, sie stehen nicht hinter mir. Ich schockierte sie immer wieder, meine Eltern, aber das war der größte Schock, als ich die Sachen packte und ging.

Ich fühlte mich sehr bedrückt. Noch heute habe ich die Worte meines hoch geschätzten Stiefvaters im Kopf, wir waren im Streit und er meinte: Geh, wir wollen dich hier nicht mehr! Diese Worte brannten in meiner Seele und halb blind vor Wut ging ich.

Ich hatte nur meine sieben Sachen und wusste nicht wohin. Also zog ich zu meinem Papa. Meinem leiblichen Papa. Dabei hat er diesen Namen nicht immer verdient. Aber das ist hier unwichtig. Durch seine Krankheit hielten wir es nicht lang aus, wir rauften uns wie die Krähen, bis um den Verstand.

Ich fühlte mich allgemein unverstanden. Keiner verstand mich. Meine Mutter nicht, mein Vater nicht und überhaupt niemand. Es war Sommer, die Schule ging den Bach hinunter, weil ich in eine Klinik ging, Tag für Tag für Tag. Es war schwer, aber alle sagten, nur so wirst du wieder gesund. War ich denn krank?

Ich kam mir völlig fehl am Platz vor. Als ich endlich nicht mehr in die Klinik musste, verließ ich auch meinen Papa. Ich lebte auf der Straße in Berlin, wie viele junge Leute. Der Zusammenhalt war wie eine Familie die ich nie hatte. Wir schliefen auf den Wiesen im Tierpark, wenn wir nichts fanden. Es war hart, so hart wie es schön war. Doch ich wollte nicht so enden wie manch Anderer dort. Ich erinnerte mich an den Traum der Wohnung und begann zu kämpfen. Mutter sagte: Ich helfe dir nicht, bei keinem Antrag werd ich dir helfen.

Das machte meinen Willen zu kämpfen nur größer. Wenige Leute glaubten an mich und ich lernte immer mehr, wie wichtig ist, für sich zu kämpfen. Abends im Berlin vermisste ich oft meine Eltern, aber ich war zu stolz um zu sagen, hey Mummy ich lieb dich und ich brauch dich jetzt. Nein ich ging den Weg allein.

Ich arbeitete all Praktikantin, ich tanzte auf der Straße für eine Mahlzeit, ich lachte mit Freunden über die Ironie des Lebens, ich philosophierte mit Straßenleuten über die Abhängigkeit des Geldes und ich lernte viele Dinge um so mehr zu schätzen.

Ich bewarb mich noch mal bei der Schule, ich durfte natürlich wiederholen, denn es lag ja an meinem Gesundheitszustand weshalb ich abbrechen musste. Ich zog von guten Freunden zu meiner Schwester und lebte auf ihrer Couch. Oft weinte ich.
Als es dort Probleme gab, da holte mich Mama nach Hause. Es war so komisch. Das alte Zimmer, mein Turm. Diese Nähe, jemand der sich kümmert ohne eine Bitte. Es war herrlich, aber bald kam die alte Käfigtür mir vor Augen und ich wusste, hier konnte ich nicht bleiben.

Dann fand ich nach einem dreiviertel Jahr Kampf eine Wohnung. Sie war nicht groß, sie war eher eine Bruchbude als eine Wohnung und sie liegt in einem Stadtteil das man wohl Ghetto nennt. Aber sie gehört mir. Zusammen mit meinen Eltern und Freunden, baute ich mir mein erstes Zuhause.

Ich nenne sie meine Festung. Weil sie mir gehört, der Ort ist an dem ich herrsche, frei von allen Idealen der Außenwelt. Ich brauch nicht viel, kein großes Geld. Es reicht, wenn ich etwas im Kühlschrank habe und ein Bett. So ein Bett ist wahrer Luxus.

Als ich wieder zur Schule ging, da halfen mir viele Lehrer. Sie spendeten allerlei Dinge, sie halfen Schränke aufbauen und schenkten mir Einrichtungsgegenstände. Ich fühlte mich zum ersten mal seit langer Zeit einfach sozial eingebunden, belohnt vom Leben. Manch einer dachte, ich hätte mich ein gekratzt, aber ich war einfach nur ich und das war das Beste, man half mir, weil ich nur ich war.

Heut sitze ich hier, in meiner Wohnung zusammen mit meinen Kater, ich mache meine Schule, gehe zum Sport und besuche oft meine Eltern. Natürlich fühl ich mich manchmal noch überfordert mit allem, natürlich fühl ich mich manchmal sehr einsam und denke zurück an den Turm, doch dann erinnere ich mich, dass ich hier sitze, weil ich es aus eigener Kraft geschafft habe und fasse neuen Mut, denn ich weiß jetzt, dass meine Eltern immer hinter mir standen und es immer werden.

Dafür, liebe ich sie.
T.M.M

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