Ich habe etwas verpasst - plötzlich sind die Kinder erwachsen
Nur soviel dazu: Als sie meinen Post las, fing sie an zu weinen. Das war nicht mein Ziel, so wie es nicht ihr Ziel war uns zu verletzen.
Ich finde prima, dass wir dank des Schreibens wieder besser über unsere Gefühle Bescheid wissen.
Fazit: Wenn reden nicht funktioniert, schreiben Sie doch mal wieder. Es braucht ja nicht so öffentlich zu sein wie hier. Wir wollen aber ein lebendes Beispiel geben. Schämen Sie sich nicht. Kinder zum Erwachsensein begleiten, ist eine der wichtigsten und verantwortungsvollsten Herausforderungen in unserem Leben. Es ist aber auch die schwierigste Aufgabe, der sich Eltern stellen sollten. Darauf sind wir nicht so richtig vorbereitet. Trotzdem ist es wundervoll, dass ich Kinder habe. Sooooo schön- bis auf endliche Ausnahmen :-))
Wie sich eine junge manchmal Erwachsene fühlt, ist hier sehr eindrucksvoll geschildert.
Meine Sicht zu den
Geschehen
Manchmal, da ist das Leben
ein Wandel. Als ich 18 wurde, wurde mir klar, dass ich die Welt in
der ich zu der Zeit lebte, nicht mehr ertrug.
Es war nicht so, dass
meine Eltern nicht gut gewesen sind. Nein. Sie waren zu gut. Sie
hatten solche Angst um mich, dass sie einen Käfig um mich gebaut
hatten, aus Regeln und Misstrauen. Ich nannte mein Zimmer immer den
Turm. Wie die Prinzessin, die sehnsüchtig auf ihren Helden wartet,
der sie befreit. Doch dieser Held kam nicht.
Meine Eltern, meine
leiblichen Eltern, sie waren schon immer getrennt. Bis zu meinem
zweiten Lebensjahr hatten sie ihre Liebe ausgehalten und sich dann
getrennt. Den Krieg trugen sie über mich aus und um so älter ich
wurde, um so mehr zerriss mich das Spiel in zwei Welten.
Meine Mutter wollte immer
das Beste und wollte, dass ich großartig werde. Sie hielt die Zügel
immer straff und lies mich kaum aus den Augen. Mein Vater hingegen
gab mir die Flügel in den Wind mich zu schlagen und zu wehen wohin
ich will.
Irgendwann zerriss es mich
so sehr, dass ich beschloss zu gehen. Ich fühlte mich einsam,
nirgends daheim und ich dachte immer, sie trauen mir nicht, sie
stehen nicht hinter mir. Ich schockierte sie immer wieder, meine
Eltern, aber das war der größte Schock, als ich die Sachen packte
und ging.
Ich fühlte mich sehr
bedrückt. Noch heute habe ich die Worte meines hoch geschätzten
Stiefvaters im Kopf, wir waren im Streit und er meinte: Geh, wir
wollen dich hier nicht mehr! Diese Worte brannten in meiner Seele und
halb blind vor Wut ging ich.
Ich hatte nur meine sieben
Sachen und wusste nicht wohin. Also zog ich zu meinem Papa. Meinem
leiblichen Papa. Dabei hat er diesen Namen nicht immer verdient. Aber
das ist hier unwichtig. Durch seine Krankheit hielten wir es nicht
lang aus, wir rauften uns wie die Krähen, bis um den Verstand.
Ich fühlte mich allgemein
unverstanden. Keiner verstand mich. Meine Mutter nicht, mein Vater
nicht und überhaupt niemand. Es war Sommer, die Schule ging den Bach
hinunter, weil ich in eine Klinik ging, Tag für Tag für Tag. Es war
schwer, aber alle sagten, nur so wirst du wieder gesund. War ich denn
krank?
Ich kam mir völlig fehl am Platz vor. Als ich endlich nicht mehr in die Klinik musste, verließ ich auch meinen Papa. Ich lebte auf der Straße in Berlin, wie viele junge Leute. Der Zusammenhalt war wie eine Familie die ich nie hatte. Wir schliefen auf den Wiesen im Tierpark, wenn wir nichts fanden. Es war hart, so hart wie es schön war. Doch ich wollte nicht so enden wie manch Anderer dort. Ich erinnerte mich an den Traum der Wohnung und begann zu kämpfen. Mutter sagte: Ich helfe dir nicht, bei keinem Antrag werd ich dir helfen.
Ich kam mir völlig fehl am Platz vor. Als ich endlich nicht mehr in die Klinik musste, verließ ich auch meinen Papa. Ich lebte auf der Straße in Berlin, wie viele junge Leute. Der Zusammenhalt war wie eine Familie die ich nie hatte. Wir schliefen auf den Wiesen im Tierpark, wenn wir nichts fanden. Es war hart, so hart wie es schön war. Doch ich wollte nicht so enden wie manch Anderer dort. Ich erinnerte mich an den Traum der Wohnung und begann zu kämpfen. Mutter sagte: Ich helfe dir nicht, bei keinem Antrag werd ich dir helfen.
Das machte meinen Willen
zu kämpfen nur größer. Wenige Leute glaubten an mich und ich
lernte immer mehr, wie wichtig ist, für sich zu kämpfen. Abends im
Berlin vermisste ich oft meine Eltern, aber ich war zu stolz um zu
sagen, hey Mummy ich lieb dich und ich brauch dich jetzt. Nein ich
ging den Weg allein.
Ich arbeitete all
Praktikantin, ich tanzte auf der Straße für eine Mahlzeit, ich
lachte mit Freunden über die Ironie des Lebens, ich philosophierte
mit Straßenleuten über die Abhängigkeit des Geldes und ich lernte
viele Dinge um so mehr zu schätzen.
Ich bewarb mich noch mal
bei der Schule, ich durfte natürlich wiederholen, denn es lag ja an
meinem Gesundheitszustand weshalb ich abbrechen musste. Ich zog von
guten Freunden zu meiner Schwester und lebte auf ihrer Couch. Oft
weinte ich.
Als es dort Probleme gab,
da holte mich Mama nach Hause. Es war so komisch. Das alte Zimmer,
mein Turm. Diese Nähe, jemand der sich kümmert ohne eine Bitte. Es
war herrlich, aber bald kam die alte Käfigtür mir vor Augen und ich
wusste, hier konnte ich nicht bleiben.
Dann fand ich nach einem
dreiviertel Jahr Kampf eine Wohnung. Sie war nicht groß, sie war
eher eine Bruchbude als eine Wohnung und sie liegt in einem Stadtteil
das man wohl Ghetto nennt. Aber sie gehört mir. Zusammen mit meinen
Eltern und Freunden, baute ich mir mein erstes Zuhause.
Ich nenne sie meine
Festung. Weil sie mir gehört, der Ort ist an dem ich herrsche, frei
von allen Idealen der Außenwelt. Ich brauch nicht viel, kein großes
Geld. Es reicht, wenn ich etwas im Kühlschrank habe und ein Bett. So
ein Bett ist wahrer Luxus.
Als ich wieder zur Schule
ging, da halfen mir viele Lehrer. Sie spendeten allerlei Dinge, sie
halfen Schränke aufbauen und schenkten mir Einrichtungsgegenstände.
Ich fühlte mich zum ersten mal seit langer Zeit einfach sozial
eingebunden, belohnt vom Leben. Manch einer dachte, ich hätte mich
ein gekratzt, aber ich war einfach nur ich und das war das Beste, man
half mir, weil ich nur ich war.
Heut sitze ich hier, in
meiner Wohnung zusammen mit meinen Kater, ich mache meine Schule,
gehe zum Sport und besuche oft meine Eltern. Natürlich fühl ich
mich manchmal noch überfordert mit allem, natürlich fühl ich mich
manchmal sehr einsam und denke zurück an den Turm, doch dann
erinnere ich mich, dass ich hier sitze, weil ich es aus eigener Kraft
geschafft habe und fasse neuen Mut, denn ich weiß jetzt, dass meine
Eltern immer hinter mir standen und es immer werden.
Dafür, liebe ich sie.
T.M.M
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen